Reden wir über „Long Covid“

Das Spektrum der Symptome ist vielfältig – die Schwere variiert: Nach einer Corona-Infektion kann es zu länger andauernden Beschwerden kommen, zusammengefasst unter dem Begriff Long Covid. Studienergebnisse zeigen, dass Menschen, die auch lange nach einer Corona-Infektion noch Gesundheitsprobleme haben, ein breiteres Spektrum an Symptomen aufweisen als bisher angenommen. An zwei Zentren in Wien läuft die Studie zu BC 007, einem Molekül, das bei einer bestimmten Art von Long Covid Linderung verschaffen könnte. Auch die Psyche hat körperliche Wirkungspfade und Medikamente könnten dabei helfen.

Was ist Long Covid?

Als Long Covid bezeichnet werden, wenn sie länger als 28 Tage anhalten. Die  Versorgung von Long COVID-Betroffenen ist schwierig, denn sie sind mit ganz unterschiedlichen gravierenden Symptomen konfrontiert. Dabei gilt es insbesondere auf gesundheitliche Veränderungen zu achten, die man als ungewöhnlich empfindet. Manche Betroffene sind aus ihrem Berufsleben herausgerissen. Einige könnten sich Monate nach der eigentlichen Erkrankung nicht mehr richtig konzentrieren und zum Beispiel Texte nicht mehr verstehen. 

Häufig genannte Anzeichen

Ein Forschungsteam aus Seattle wertete 54 Studien mit Daten aus 2020 und 2021 aus. Mittlerweile sind über 200, oft unterschiedlich schwer auftretende Symptome identifiziert worden:

  • chronische Müdigkeit (Fatigue-Syndrom)
  • Konzentrationsprobleme, Erinnerungslücken (kognitive Störungen)
  • Kopfschmerzen
  • Herzprobleme, Herzrasen, Brustschmerzen
  • Luftnot, Kurzatmigkeit
  • Angststörungen
  • Depression
  • Verlust des Geruchssinns
  • Haarausfall
  • Minderung der Libido
  • Erektionsstörungen
  • Brustschmerzen
  • Fieber
  • Amnesie
  • Darminkontinenz
  • Halluzinationen
  • Schwellungen der Gliedmaßen
  • Apraxie – die Unfähigkeit, vertraute Bewegungen oder Befehle auszuführen
  • stärkere Periode
  • u.v.m.
 

Wohin gehen wenn ich Anzeichen habe?

Der Hausarzt ist die erste Anlaufstelle für Patienten mit Verdacht auf Long COVID. Zur Abklärung wird ein interdisziplinäres Assessment mit anderen Fachgruppen vorgeschlagen, zum Beispiel, wenn bestimmte Symptome dominieren. In einer Übersichtsarbeit analysierten Forscher des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) in Wien (Österreich) aktuelle Managementstrategien von Long-COVID-Patienten in den Gesund­heitssystemen von Großbritannien, Niederlande, Deutschland, Österreich und den USA. Zur Stärkung des Selbstmanagements der Patienten mit Long COVID empfehlen die Studienautoren Bewegungstherapien, Ernährungsberatung, Stressabbau oder die Teilnahme an Long-COVID-spezifischen Onlineprogrammen. Der Versorgungspfad Long COVID steht als Download im PDF-Format zur Verfügung: Versorgungspfad Long COVID (PDF, 265 KB)

Stufen von Covid

Viele verwechseln die Begriffe „Long-Covid“ und „Post-Covid“. Laut Definition des britischen National Institute for Health and Care Excellence (NICE) gilt:

  • Akute Covid Erkrankung: Symptome und akute Erkrankung bis zu vier Wochen nach der Infektion.
  • Weiterbestehende Covid-Erkrankung: Symptome vier bis zwölf Wochen nach der Infektion.
  • Post-Covid: Symptome ab zwölf Wochen nach der Infektion.
  • Long-Covid: Symptome ab vier Wochen nach der Infektion. Also der Zeitraum nach der akuten Covid-Erkrankung, dieser schließt die weiterbestehende Covid-Erkrankung und Post-Covid ein.
  • Unbekannte Spätfolgen: Studie: Mutmaßlich erhöhtes Reinfektionsrisiko nach Long COVID.

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Das Problem bei der Diagnose und bei der Suche nach der Ursache von Long Covid ist: „Long Covid ist ein heterogenes Krankheitsbild mit unterschiedlichen Formen und unterschiedlichen Schweregraden. Manche Experten gehen von immunologischen oder genetischen Ursachen bei Long Covid aus, andere machen auch psychosoziale Faktoren wie Angst vor einer Infektion oder Stress für die Erkrankung verantwortlich. Auch welche Symptome bei Long Covid beziehungsweise Post Covid auftreten – die Begriffe werden in der Regel synonym für die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion und Covid-19-Erkrankung verwendet –, ist unterschiedlich. Bei jungen Frauen zwischen 18 und 45 Jahren treten unter anderem oft Haarverlust, Herzrasen und Hautprobleme auf. Männer leiden hingegen häufig unter Tremor, Schlafstörungen und Geruchsverlust. Es gibt viele Hypothesen, aber es gibt noch keine Hypothese, wo man sagen kann: Das ist jetzt bewiesen, dass es die Ursache ist.

Long-COVID-Selbsthilfegruppen in Österreich

Das Interesse ist groß. Die Mitglieder der Long Covid Austria – Patienteninitiative, Selbsthilfegruppe und Verein sind zwischen 20 und 40 Jahre alt. Es geht vor allem darum, über das Erlebte zu sprechen, sich gegenseitig bei der Genesung zu unterstützen und fachliche Informationen zu sammeln. Auch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) plant Anlaufstellen für diese „Long-Covid“-Patienten und -Patientinnen. Auch gibt es ein Post Covid/Long Covid – Selbsthilfegruppe in der Steiermark. Auch gibt es diverse Bücher zu diesem Thema.

Enormer wirtschaftlicher Schaden

Die hohen Infektionszahlen führen zudem zu großen wirtschaftlichen Schäden. Die ständigen Krankenstände wie auch die Folgen von Long Covid setzten der Wirtschaft auf Dauer zu. Dabei geht es nicht nur um vollständige Ausfälle, sondern auch um die Beeinträchtigungen der Gesellschaft nach nur leichten Infektionen.

 

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Quellen

 

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