Hunde: Partner die Menschen helfen und Gutes bewirken

Kaum etwas lässt das Herz mehr aufgehen als die treuen Augen eines Hundes! Die Vierbeiner begleiten uns in sämtlichen Lebenslagen und sind immer für uns da. Oft ersetzen sie ihrem Besitzer den Partner oder die Familie. Hunde übernehmen dabei auch verschiedene wichtige Aufgaben – auch im medizinischen und pädagogischen Bereich. Heute möchten Ihnen/Euch ein paar Hundeberufe vorstellen, die echte Partner und Helfer gleichzeitig sind um das Leben von Menschen mit Handicap, mit Krankheiten und speziellen Situationen und besonderen Bedürfnissen stark verbessern.

Kein Tier ist seit so langer Zeit und so eng mit der Kulturgeschichte des Menschen verbunden wie der Hund. Wir haben einige interessante Infos über Eigenschaften, Voraussetzungen, Ausbildung, Kosten aber auch Geschichten rund um diese speziellen Hunde u.v.m. dazu.

Medizinische Signalhunde (engl. medical response dog)

Sie unterstützen Menschen mit Diabetes, indem sie auf deren Unter- oder Überzuckerung aufmerksam machen (engl. diabetes alert dog). Auch Epileptiker werden im Umfeld gewarnt, dass in Kürze ein epileptischer Anfall beginnen wird (engl. seizure alert dog). Die Hunde sind teils auch speziell darauf trainiert, einem Epileptiker während eines Anfalls zu helfen (engl. seizure response dog).

  • 1. Diabetikerwarnhund/-Anzeigehund
  • 2. Epilepsiehund
  • 3. Autismusbegleithund
  • 4. PTBS-Hund
  • 5. Hunde, die verschiedene dieser Aufgaben kombiniert erfüllen
 
1. Der Diabetikerwarnhund

Ein Diabetikerwarnhund zeigt Unter- oder Überzuckerungen an. Hierbei wird zwischen einem Warn- und einem Anzeigehund unterschieden.

Der Warnhund:

Warnhunde reagieren, bevor eine Unter- oder Überzuckerung eintritt. Sie zeigen schon Tendenzen an, die für den Hund zu erriechen sind, bevor eine lebensgefährliche Situation eintritt. Nicht jeder Hund ist als Warnhund geeignet. Diese Hunde brauchen eine ganz besondere Sensibilität und viel Einfühlungsvermögen. Ein Diabetikerhund kann auch lernen, eine Notfalltasche zu holen, wenn eine akute Notlage eintritt. In der Öffentlichkeit kann der Hund zudem auch Hilfe holen, z.B. indem er einen Zettel zu einem anderen Passanten bringt, der alle notwendigen Informationen zum Diabetiker enthält. So kann auch eine fremde Person schnell Hilfe holen.

Der Anzeigehund:

Im Gegensatz zu Warnhunden reagieren Anzeigehunde auf eine bestehende Situation. Sie zeigen also an, wenn eine aktuelle Über- oder Unterzuckerung vorliegt. Dies ist in der Regel eine erlernte Situation, die durch Konditionierung eingeübt worden ist. Hierzu sind sehr viele Hunde in der Lage. Der Anzeigehund kann dann Zucker, Medikamente oder das Messgerät bringen. Spielerisch lernen die Meldehunde bereits im Welpenalter, ihre Nase einzusetzen.

Vorhersage von Anfällen

In einer Studie kanadischer Neurologen konnten 15 % der Hunde, die mit einem Epileptiker zusammenleben, dessen Anfälle ‚voraussagen‘, ohne jemals bewusst darauf trainiert worden zu sein. 80 % der Hunde mit dieser Fähigkeit waren weiblich. Ebenfalls 80 % dieser Hunde gehörten zu den großen Rassen (Schäferhund, Rottweiler u. a.). Die Hunde in der Studie sagten einen Anfall durchschnittlich 2,5 Minuten vorher voraus, manche Hunde taten das aber auch mehrere Stunden vorher. Die Hunde zeigten den bevorstehenden Anfall oft durch häufiges Lecken des Gesichts des Epileptikers oder durch Winseln an. Oft bewahrten die Hunde den Epileptiker auch vor Verletzungen, indem sie ihn zum Beispiel vor einem Anfall daran hinderten, eine Treppe hinabzusteigen.

Verhalten während eines Anfalls

Epilepsiehunde sind häufig darauf trainiert, dem Besitzer während eines Anfalls zu helfen, z. B. indem sie gefährliche Gegenstände aus der unmittelbaren Nähe des Betroffenen ziehen, eine Alarmklingel aktivieren oder Aufmerksamkeit auf den Epileptiker lenken. Es ist noch nicht geklärt, woran der Hund den bevorstehenden Anfall erkennt.

Ausbildung

Die Ausbildung von Epilepsiehunden ist eine noch recht junge Disziplin. Im Gegensatz zu Blindenführhunden oder Gehörlosenhunden, die zunächst bei einem Trainer leben, kommen Epilepsiehunde teilweise bereits als Welpe zu ihren Epileptikern, wenn sie Anfälle vorhersagen sollen. So kann relativ schnell festgestellt werden, ob der Hund Vorhersage Fähigkeiten besitzt, um diese dann weiter zu trainieren und dem Hund zusätzlich Hilfsverhalten beizubringen. In anderen Ausbildungsarten werden (wie bei Assistenzhunden üblich) zunächst Hilfsfähigkeiten antrainiert, bevor die Hunde zu ihrem Besitzer kommen.

 

2. Der Epilepsiehund

Ein Hund, der epileptische Anfälle anzeigt, bevor der Mensch sie verspürt, wird Epilepsiewarnhund oder Epilepsiemeldehund genannt. Hierbei wird zwischen Seizure Alert Dogs und Seizure Response Dogs unterschieden. Ein solch spezieller Hund hat beispielsweise gelernt, dass er Hilfe für den betroffenen Menschen holen oder ihn in Sicherheit bringen soll.

„Ein Epilepsiewarnhund kann einen bevorstehenden Anfall auch anzeigen, z.B. durch das Auflegen der Pfote oder Anstupsen“

Anders als bei Diabetikerwarnhunden ist es leider noch nicht klar, was der Hund genau wahrnimmt. Es wird aber vermutet, dass der Hund auf die Herzfrequenz und den Herzrhythmus, sowie einen Duftstoff reagiert. Wichtig ist, dass der Hund sehr sensibel ist und überdurchschnittlich gut auf kleinste Veränderungen reagiert.

 

3. Der Autismusbegleithund

Die Bezeichnung Autismusbegleithund ist erst seit etwa 2012 im Umlauf. Vorher wurde ein Autismusbegleithund oft noch unter dem allgemeinen Namen Therapiehund abgegeben. Allerdings muss ein Autismusbegleithund viel mehr als ein klassischer Therapiehund leisten. Ein Autismusbegleithund übernimmt auch Aufgaben aus dem Bereich der „normalen Assistenzhunde“. Es gibt nicht den Autismusbegleithund, sondern jeder Autismusbegleithund muss auf die speziellen Bedürfnisse seines zukünftigen Halters hin ausgebildet werden. In erster Linie soll ein Autismusbegleithund Sicherheit für seinen Halter vermitteln. 

„Vor Beginn der Ausbildung sollte also in enger Absprache ein gemeinsames Konzept entwickelt werden. So kann ein Hund beispielsweise dahingehend trainiert werden, dass er die Weglauftendenzen von einer Person anzeigt“

Ein weiteres Beispiel für einen Autismusbegleithund ist das Führen durch Menschenmassen. Viele Autisten fühlen sich in großen Menschenmengen unwohl und werden dann schnell panisch und unsicher. Ein Autismusbegleithund kann darauf geschult werden, den Betroffenen durch die Menge hindurchzuführen, so dass sich der Autist nur auf den Hund konzentrieren muss. In Geschäften, z.B. an der Kasse, kann sich der Hund hinter den Menschen stellen und so eine Barriere zu anderen Kunden schaffen. Dies sind nur einige
Beispiele für die Aufgaben eines Autismusbegleithundes.

 

4. Der PTBS-Hund

Hunde, die Personen begleiten, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden, erhalten einen PTBS-Hund. PTBS–Hunde werden individuell für Personen ausgebildet, die an PTBS erkrankt sind. Sie tragen dazu bei, Betroffene wieder in den Alltag zu integrieren und das Leben mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung zu erleichtern. In Geschäften kann sich beispielweise eine PTBS-Hund so hinter den Betroffenen stellen, dass er an der Kasse nicht von anderen Menschen bedrängt werden kann. Ein solcher Hund kann also Abstand zu anderen Menschen aufbauen.

Welche Aufgabe muss ein PTBS-Hund erfüllen?

Es gibt zwei Aufgabentypen, die ein solcher Hund während seiner Ausbildung erlernt. Zum einen gibt es die Aufgaben, die auch für Dritte sichtbar sind, wie beispielsweise das schon oben beschrieben Verhalten an einer Kasse. Zum anderen existieren auch Aufgaben, die gemeinsam mit dem Betroffenen erarbeitet werden müssen.

„Hat der Betroffene beispielsweise Flashbacks, kann der Hund, wenn er merkt, dass sein Halter in eine solche Situation kommt, ihm dies anzeigen (Anstupsen, Pfote auflegen) und zurück in die Realität holen“

Der Betroffene kann dann die bereits in anderen Therapien erarbeiteten Strategien anwenden. Gegebenenfalls kann der PTBS-Hund auch Aufgaben aus dem Bereich des Blindenführhundes übernehmen und den Betroffenen sicher nach Hause bringen. Wenn der Betroffene zu Hause ist, kann dem Hund auch beigebracht werden, dass er sich ruhig über oder unter die Beine legt. Durch das Spüren des Körpergewichts des Hundes, wird der Puls entschleunigt und der Betroffene kann sich wieder entspannen.

 

Zutrittsrechte mit Assistenzhund in Österreich

Öffentliche Gebäude wie Amtsgebäude, Kino, Theater oder Kirchen können betreten werden, ebenso wie alle Geschäfte inklusive Lebensmittelhandel. Aufkleber „Assistenzhund willkommen“ Die Wirtschaftskammer Wien (WKW) und stellt Aufkleber mit dem offiziellen seit dem 1. Januar 2015 anerkanntem Assistenzhund Logo als „Assistenzhund willkommen“ zur Verfügung und kann an sichtbarer Stelle im Eingangsbereich des Handelsgeschäfte angebracht werden. Denn Assistenzhunde sollen überall Zutritt erhalten, auch in Lebensmittelgeschäften.

  • Die Austrian Airlines gestatten die Mitnahme des Hundes in der Kabine (nach vorheriger Absprache).
  • Die ÖBB (Österreichische Bundesbahn) gestattet freie Fahrt für den Assistenzhund ohne Maulkorb in ihren Zügen (innerhalb Österreichs).
  • In den öffentlichen Verkehrsmitteln in Österreich gelten unterschiedliche Bestimmungen, von Bundesland zu Bundesland. In Wien bei den Wiener Linien bzw. Verkehrsverbund Ost-Region dürfen Assistenzhunde ohne Maulkorb unentgeltlich mitgeführt werden.
  • Der Zutritt zu Rehabilitationszentren und Krankenhäusern wird durch Landesgesetze noch unterschiedlich geregelt.
  • In den Wiener Parks sind diese Hunde auch vom Maulkorb- und Leinenzwang befreit.
  • Laut BGBl. II Nr. 47/2001 §39, Allgemeinen Beförderungsbedingungen für den
    Kraftfahrlinienverkehr sind Assistenzhunde in den österreichischen öffentlichen
    Verkehrsmitteln vom Maulkorbpflicht befreit und werden unentgeltlich befördert.[19]
  • Für Assistenzhunde gelten in bestimmten Bereichen besondere rechtliche
    Bestimmungen. In vielen Gemeinden sind Besitzer von Assistenzhunden nach einem
    entsprechenden Nachweis von der Zahlung der Hundesteuer freigestellt.

 

Weitere Hundeberufe:

Der Schulhund und der Besuchshund gehört zum Bereich der tiergestützten Pädagogik. Der Besuchshund ist jedoch kein Therapiehund. Therapiebegleithunde sind, ebenso wie Assistenzhunde, seit dem 01.01.2015 im §39a des Bundesbehindertengesetzes (BBG) (Link zu §39a Bundesbehindertengesetz) geregelt. Eine zusätzliche Richtlinie des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (Link zur Richtlinie des Bundesministers für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz) führt die näheren Bestimmungen dieses Gesetzes aus.

Wir unterscheiden daher zwischen:

  • Besuchshund
  • Schulhund
  • Therapiebegleithund
  • Assistenzhund
 

5. Der Besuchshund

Ein Besuchshund ist kein Therapiehund. Der Mensch und nicht der Hund macht den Job. Der Hund übernimmt nur eine Brückenfunktion. Zusammen mit seinem Hund durchläuft der Hundeführer eine intensive, stufenweise Ausbildung in Theorie und Praxis. Das Team (Mensch & Hund) kann in Kindergärten, Kinderheimen, Senioren- und Pflegeheimen, Krankenhäusern und Hospizeinrichtungen eingesetzt werden. Im Kindergarten kann das Team dazu beitragen, dass eine lernförderliche Atmosphäre geschaffen wird. In Seniorenheimen kann er kognitive Prozesse fördern, indem sich die Bewohner an den eigenen Hund, Hundenamen oder Erlebnisse mit Hunden erinnern. Siehe auch Hunde in der Schule (bmbwf.gv.at)

„Durch sein weiches, warmes Fell fordert der Hund zum Streicheln auf.  Der Besuchshund gibt Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Durch Blickkontakt, Streicheln oder Lächeln tritt die Person in eine Beziehung mit dem Hund. Einsamkeit und Langeweile werden verdrängt“
 
Eigenschaften eines Besuchshundes:
  • Sehr menschenfreundlich und sehr kontaktfreudig
  • Hohe Reizschwelle gegenüber Lärm
  • sehr aufmerksam und zugänglich
  • ruhig und ausgeglichen
  • bestens sozialisiert
  • nicht schreckhaft
  • verspielt und offen
  • absolut kein Aggressionspotential
  • hohe Verträglichkeit / Toleranz
  • hohe Toleranz bei Körperkontakt und ungewöhnlichem Verhalten
  • Kontrollierbar, Abrufbar besonders in kritischen Situationen
  • Tiefe, enge und vertrauensvolle Bindung zum/zur Hundeführer:in

 

Ausbildungsverlauf

Grundvoraussetzung ist eine Eignungsprüfung des Hundes. Das Alter und der Leistungstand des Hundes werden beim Eignungstest berücksichtigt.

Beim Eignungstest werden folgende Eigenschaften überprüft:

 

Die Ausbildung (generell)
Lernziel Hund:

Ordentlich bei Fuß gehen, ohne an der Leine zu ziehen. Kommando „Fuß“. Hinlegen auf Kommando „Platz“. Hinsetzen auf Kommando „Sitz“. Aus der Bewegung heraus, Kommando „Steh“. Kein Anspringen von Personen „Nein“. Rückrufkommando „Zu mir bzw. hier“. Am zugewiesenen Platz bleiben „Bleib“. Alle Kommandos aus der Entfernung. Benehmen in der Öffentlichkeit. Ausgeprägtes Sozialverhalten. Der Hund wird konditioniert, auf Stimmungsschwankungen zu reagieren, und kritische Phasen ins Positive zu lenken. Die Sozialisierung des
Hundes. Vorbereitung des Hundes auf alle Situationen, in denen er sich später bewähren muss. Aufbau einer engen Bindung an seinen Menschen. Vorsichtige Gewöhnung an: akustische Reize, schreiende Kinder, Spieltrieb anderer Hunde. Der Hund lernt, sich überall am Körper berühren zu lassen, manchmal sehr unsanft, ohne Anzeichen von Aggression.

Lernziel Mensch:

System Geduld – Konsequenz – Motivation. Techniken die zur Beruhigung des Hundes führen. Die positive Veranlagung Ihres Hundes zu verstärken. Desensibilisierung Ihres Hundes bei Angst und Aggressionen anderen gegenüber. Ihren Hund zu verstehen (Sprache des Hundes). Sicheres, souveränes führen Ihres Hundes in allen Situationen. Erlernen der nonverbalen Kommunikation mit dem Hund.

Dauer und Kosten der Ausbildung

Diese ist organisationsintern beim Samariterbund festgelegt, in der Regel jedoch

  • Blockunterricht Theorie und Praxis in Lehreinheiten,
  • Stufenweise Ausbildung (Einzel- und Gruppenunterricht)
  • Praxiseinsätze in unterschiedlichen Einrichtungen
  • Abschlussprüfung (Sachkundeprüfung Theorie, Praxisteil)
  • Die Teilnehmer erhalten nach bestandener Prüfung ein Zertifikat
  • Ausbildungsdauer ca. 6 – 8 Monate bzw. nach Erfolgsverlauf

 

6. Der Schulhund

Der Hundeführer, ein ausgebildeter Pädagoge, durchläuft zusammen mit seinem Hund eine intensive, stufenweise Ausbildung in Theorie und Praxis. Das Team (Mensch & Hund) kann in Schulen, Kindergärten und anderen pädagogischen Einrichtungen eingesetzt werden.

„In der Schule kann das Team dazu beitragen, dass eine lernförderliche Atmosphäre geschaffen wird, wodurch Lernprozesse positiv beeinflusst werden. Kinder lernen leiser und konzentrierter ihre Arbeiten zu erledigen“

Der Schulhund beeinflusst positiv das Wohlbefinden, die Stimmungslage und die Gesundheit. Durch sein weiches, warmes Fell fordert der Hund zum Streicheln auf. Der Schulhund gibt Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Durch Blickkontakt, Streicheln oder Lächeln tritt der Schüler in eine Beziehung mit dem Hund. Über einen Hund zu sprechen, fällt ihm oft leichter als über sich selbst.

„Ein Schulhund ist ein speziell ausgebildeter und geprüfter Hund, der in Schulen eingesetzt wird, um Kindern Erfahrungen im Umgang mit Hunden zu ermöglichen. Hundeführer gehen dazu mit ihren Hunden in die Schule und bieten die Gestaltung von Unterricht an. Sie sollen helfen, Kindern Wissen um den Hund zu vermitteln und anschließend ermöglichen, das richtige Verhalten am Hund zu üben“

Neben ehrenamtlichen Hundeführern können auch Lehrpersonen ihre eigenen Hunde in der Schule einsetzen. Die Tiergestützte Pädagogik mit dem Hund setzt sowohl für den Hund als auch für den Hundeführer eine spezielle Ausbildung voraus. Anforderungen, Eigenschaften, Ausbildungsverlauf, Dauer und Kosten der Ausbildung eines Schulhundes sind gleich wie bei einem Besuchshund.

Konzept

Der Einsatz von Schulhunden setzt grundsätzlich ein pädagogisches Konzept an der durchführenden Schule voraus, das die individuellen Voraussetzungen der Schüler und der eingesetzten Hunde berücksichtigt. Ziel ist eine individuelle Förderung der einzelnen Schüler und ein effektiveres Arbeiten sowohl in der Klassengemeinschaft als auch in klassenübergreifenden Angeboten. Untersuchungen haben ergeben, dass allein schon die zeitweilige Anwesenheit eines Hundes im Klassenverband (freie Interaktion) Veränderungen bewirken kann:

  • Schüler gehen lieber zur Schule
  • Außenseiter werden aus ihrer Isolation geholt
  • Auffälligkeiten reduzieren sich
  • Positive Sozialkontakte werden gefördert
  • Lehrer werden mehr beachtet

 

„Durch gelenkte Interaktionen im Klassenverband, in der Kleingruppe oder der Einzelarbeit können unter anderem Probleme in den Bereichen Wahrnehmung, Emotionalität, Sozialverhalten, Lern- und Arbeitsverhalten und Motorik mit Ergebnissen aufgearbeitet werden, da der Hund als „Katalysator“ wirkt.

Als Schulhunde eignen sich nur sehr gut ausgebildete und geführte Hunde, die einen hohen Stresspegel ertragen, ohne Zeichen von Aggression zu zeigen.

Die Rasse spielt grundsätzlich keine Rolle, es kommt ausschließlich auf das Wesen des individuellen Tieres an. Die Anwesenheit in einer 45-minütigen Unterrichtsstunde kann für den Hund einen hohen Stressfaktor darstellen. Bei täglichem mehrstündigen Einsatz ist die Gefahr einer Überreizung und Unkontrollierbarkeit des Hundes gegeben, wodurch eine Gefahr für die beteiligten Kinder entstehen kann.

Tiergestützte Pädagogik
  • In den 1960er Jahren entdeckte der amerikanische Kinderpsychotherapeut Boris M. Levinson zufällig während einer Therapiestunde die Wirkung seines Hundes, der zwischen ihm und einem Kind vermittelte und Levinson so erstmals Zugang zu diesem Kind verschaffte. Levinson hatte in seiner Praxis oft mit Kindern zu tun, die Störungen in ihrem Gruppenverhalten zeigten. Er bemerkte, dass Kinder viel besser ansprechbar waren, wenn sein Hund, ein Retriever, zugegen war. Diese Erfahrung veranlasste ihn, Tiere in sein Behandlungskonzept einzubeziehen.
  • Seit Ende der 70er Jahre kann von einer weltweiten Forschung auf dem Gebiet der tiergestützten Therapie gesprochen werden, und in den letzten Jahren haben sich Tiere als therapeutische Helfer auch in Deutschland und Österreich etabliert. Es ist bekannt, dass Tiere als Co-Therapeuten eingesetzt werden, beispielsweise in der Delphintherapie, im Therapeutischen Reiten, als Assistenzhunde für Behinderte und im Besuchsdienst in Altenheimen. In den letzten Jahren haben sich Tiere als therapeutische Helfer in Deutschland etabliert. Auf diesem wissenschaftlich fundierten Ansatz basiert auch die tiergestützte Pädagogik, die in Deutschland und Österreich noch in den Anfängen steckt. Die tiergestützte Pädagogik nutzt die positive und einmalige Wirkung der Tiere bei der Erziehung und Bildung. Die Verknüpfung der tiergestützten Pädagogik mit der Umweltbildung beinhaltet ein bisher ausgeschöpftes Potential, um bei kommenden Generationen mehr Umweltbewusstsein aufzubauen und sie zu nachhaltigem Handeln anzuleiten. Die Verknüpfung mit der Bewegungsförderung beinhaltet die Chance, die Kinder und Jugendliche für körperliche Aktivität zu begeistern.
  • Jugendfarmen leisten seit den 1980er Jahren pädagogische Arbeit mit Tieren. Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen, aber auch Hühner, Enten, Gänse, Schafe und Ziegen, sowie Hunde, Pferde (therapeutisches Reiten) und Esel bieten den Kindern Nähe und Heimat, und auch die Möglichkeit, Verantwortung und Sozialverhalten zu lernen und zu üben.

 

Beispiele
  • Schulhunde werden regelmäßig in Schulen eingesetzt, um Lehrer bei ihrer pädagogischen Arbeit mit ihren Schülern zielgerichtet zu unterstützen.
  • Sprachhunde werden eingesetzt, um Kinder aktiv und emotional beim Sprachenlernen zu unterstützen. Der Sprachhund wird dabei von einer pädagogischen Sprachförderkraft begleitet. Leseförderung mit Hund zeigt große Erfolge dabei, auch Kinder mit Leseschwäche zum (Vor-)Lesen zu motivieren.
  • Canepädagogik basiert auf einem heilpädagogischen Konzept und bietet sog. verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen Hilfe zur Erziehung über den pädagogisch begleiteten Umgang mit Hunden. Im Gegensatz zu anderen Hund gestützt arbeitenden, pädagogischen Angeboten wie z. B. Therapiehund, Schulhund, Besuchshund oder auch Lesehund 

 

Rechtliche Fragen

Neben versicherungstechnischen Erfordernissen ist vor dem Einsatz von Schulhunden die Genehmigung durch die zuständige Schulaufsichtsbehörde einzuholen. Eine sorgfältige Gesundheitskontrolle in Hinblick auf Impfungen, Entwurmung und Flohvorsorge ist ebenso obligatorisch wie eine Klärung der disziplinarischen und haftungstechnischen Zuständigkeiten beim Einsatz von Schulhunden im Rahmen des Qualitätsmanagements der Schule.

 

7. Der Therapiebegleithund

Im Gegensatz zum Assistenzhund, der stets bei einem Menschen mit Behinderung lebt und diesen in seinem Alltag unterstützt (Link zu Informationen über Assistenzhunde), begleitet der Therapiebegleithund seinen Halter/seine Halterin bei Tiergestützten Interventionen im Rahmen von pädagogischen, psychologischen und sozialintegrativen Angeboten für Menschen aller Altersgruppen mit kognitiven, sozial-emotionalen und motorischen Einschränkungen, Verhaltensstörungen und Förderschwerpunkten, wie auch bei gesundheitsfördernden, präventiven und rehabilitativen Maßnahmen. Die Definition des Therapiebegleithundes gemäß § 39a BBG lautet wie folgt: 

„Der Therapiehund ist ein mit seinem Halter und seiner Halterin für die therapeutische Arbeit ausgebildeter und geprüfter Hund, der durch gezielten Einsatz positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten von Menschen mit Behinderung erzielen soll. Der Hund hilft durch seine Anwesenheit und ist Teil des therapeutischen Konzepts.“
 
Anerkennung eines Hundes als Therapiebegleithund

Damit ein Hund als Therapiebegleithund anerkannt wird, muss er die durch die Prüf- und Koordinierungsstelle des Messerli Forschungsinstituts durchgeführte Beurteilung positiv absolvieren. Die spezifischen Voraussetzungen wie auch alle wichtigen Informationen und Inhalte dieser Beurteilung sind in der Prüfungsordnung für die Beurteilung von Therapiebegleithundeteams durch das Messerli Forschungsinstitut, Veterinärmedizinische Universität Wien (Link zur Prüfungsordnung für Therapiebegleithunde) nachzulesen. Diese Beurteilung muss zur Aufrechterhaltung der Anerkennung jährlich wiederholt werden. Die Anmeldung zu dieser Beurteilung und deren Organisation erfolgt in der Regel durch den Ausbildungsverein. die Ausbildungsstätte, in welchem welcher die Ausbildung des Therapiebegleithundes absolviert wurde.

8. Assistenzhund

Unter den Begriff der Assistenzhunde werden drei Gruppen gefasst:

  • 1. Blindenführhunde: Sie werden zur Unterstützung blinder und hochgradig sehbehinderter Menschen eingesetzt.
  • 2. Signalhunde: Sie werden zur Unterstützung von Menschen mit Hörbehinderung und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Epilepsie, Diabetes und neurologischen Erkrankungen eingesetzt.
  • 3. Servicehunde: Sie werden zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung im Bereich der Mobilität eingesetzt.
 
Anerkennung eines Hundes als Assistenzhund

Damit ein Hund als Assistenzhund anerkannt wird, müssen folgende Voraussetzungen zutreffen:

  • 1. Gesundheitliche Eignung: Diese wird durch eine umfassende tierärztliche Untersuchung nachgewiesen.
  • 2. Wesensmäßige Eignung: Der Hund soll seiner Umwelt gegenüber ein neutrales und ein von dieser nicht beeinflussbares Verhalten zeigen.
  • 3. Spezielle Ausbildung: Die Ausbildung des Hundes umfasst, neben dem grundsätzlichen Gehorsam, eine spezielle Ausbildung für spezifische Hilfeleistungen abhängig von dem zukünftigen Einsatzgebiet des Hundes.

 

Positiv abgeschlossene staatliche Beurteilung

Die Beurteilung von Assistenzhunden gliedert sich in zwei Beurteilungsverfahren. Zunächst erfolgt die Qualitätsbeurteilung, welche der Hund mit seinem/r Ausbilder:in absolviert. In der Qualitätsbeurteilung werden die allgemeinen Anforderungen an das Sozial- und Umweltverhalten des Hundes, Grundgehorsam sowie die speziellen Hilfsleistungen beurteilt.

Wurde die Qualitätsbeurteilung positiv abgeschlossen, so kann die Zusammenschulung des Hundes mit der betroffenen Person beziehungsweise dem Triaden-Team erfolgen. An die Zusammenschulung schließt sich die Teambeurteilung an, welche der Hund mit der betroffenen Person absolviert.

Erst nach positiver Absolvierung der Teambeurteilung erfolgt die Anerkennung als Assistenzhund und nur dann kann der Hund in den Behindertenpass eingetragen werden. Durch diese Eintragung in den Behindertenpass erhält der betroffene Mensch für seinen Assistenzhund die in Rechtsvorschriften geregelten Zutrittsrechte zu öffentlichen Orten, Gebäuden und Dienstleistungen und Ausnahmen von der Leinen- und Maulkorbpflicht. Sowohl die Qualitäts- als auch die Teambeurteilung erfolgt durch die Prüf- und Koordinierungsstelle für Assistenzhunde am Messerli Forschungsinstitut, Veterinärmedizinische Universität Wien, durch eine Prüfungskommission bestehend aus einem/einer kynologischen Sachverständigen und einem/einer Sachverständigen für Assistenzhunde.

1. Der Blindenführhund

Egal ob Ampeln, Treppen oder Türen – ein Blindenhund führt seinen blinden oder stark sehbehinderten Menschen sicher durch den Alltag. So ermöglichen die Vierbeiner vielen Blinden ein eigenständigeres Leben. Dahinter steckt ein hartes Training.

Welche Hunde können Blindenführhund werden?

Angehende Blindenhunde dürfen keine Spur von Aggression zeigen und müssen rundherum wesensfest sein. Schließlich sollen sie später trotz hektischem Stadt-Alltag den Überblick behalten. Bereits im Welpenalter finden erste Wesenstests statt. Auch Gesundheitstests sind wichtig, damit der Vierbeiner lange an der Seite seines Menschen bleiben kann. Darum ist die Abstammung aus seriösen Zuchten von Vorteil. In diesen haben bereits die Elterntiere zahlreiche Gesundheitstest bestanden. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf einen gesunden Vierbeiner.

„Zu den bekanntesten Blindenführhunden gehört der Labrador Retriever. Er bringt viele gute Eigenschaften mit. Zudem haben sich einige Züchter der Rasse auf die Zucht von Blindenführhunden spezialisiert“

Kooperieren Hundeausbildungsstätten mit Züchtern, mit denen sie positive Erfahrungen gemacht haben, bleiben sie gerne dabei. Grundsätzlich eignen sich aber viele weitere Rassen für die Ausbildung. Die Hunde sollten allerdings eine Schulterhöhe von 50 bis 65 cm aufweisen, um gut ins Führergespann zu passen. Schäferhunde, Labrador Retriever, Königspudel oder Mischlinge eignen sich also nach entsprechendem Wesenstest ebenfalls.

Die Ausbildung zum Blindenführhund

Besteht der Welpe die frühen Wesenstests, geht es für ihn meist in eine Patenfamilie, wo er eine ausgiebige Sozialisierung und erstes Training genießt. Zugfahren, Begegnungen mit anderen Hunden und Kindergeschrei – der Vierbeiner lernt in dieser Zeit, all dies gelassen zu meistern. Zeigt er Jagdtrieb oder Ängstlichkeit, endet die Ausbildung bereits hier. Schließlich kann später das Leben des Menschen in Gefahr geraten, wenn der Hund sich zu leicht ablenken lässt. Nach einem Jahr geht der Hund für rund sechs Monate zu einem professionellen Hundetrainer, der intensiv mit ihm trainiert. Hier absolviert er unter anderem die Begleithundeprüfung. Im Anschluss daran startet das Training mit dem künftigen Halter. Dabei ist wichtig, dass Hund und Mensch gut zueinander passen – hierfür durchlaufen die künftigen Hundehalter oft ein spezielles Auswahlverfahren. Das Mensch-Tier-Duo lernt sich anschließend kennen und übt gemeinsam für einige Wochen.

„Mit rund 18 Monaten kann der ausgebildete Hund bei seinem neuen Menschen einziehen. Doch das gemeinsame Lernen endet damit nicht. Ein Blindenführhund braucht lebenslanges Training, was bedeutet, dass sein Mensch viel mit ihm üben und wiederholen muss“
Das kann ein Blindenführhund

Was die Helfer auf vier Pfoten können, hängt von ihrer individuellen Ausbildung ab. Unverzichtbar für den Vierbeiner ist die Fähigkeit, seinen Menschen sicher führen zu können. Dazu gehört weitaus mehr als nur vorauszulaufen. Der Blindenhund erkennt Hindernisse für seinen Menschen und weist ihn daraufhin oder umgeht sie. So bleibt er beispielsweise vor Treppen oder Türen stehen und sucht sich seinen Weg vorbei an Straßenschildern und Bänken. Er weist seinen Menschen auf Stufen oder große Pfützen hin und lenkt ihn an Hindernissen wie auf dem Bürgersteig stehenden Tretrollern vorbei. Auch Hindernisse, die nicht in Bodennähe sind, erkennt der Vierbeiner. Hierzu zählen beispielsweise Schranken, die der Hund allein problemlos passieren könnte. Vor Hindernissen bleibt der Hund auch dann stehen, wenn der Mensch ihm befiehlt, weiterzugehen. Diesen intelligenten Ungehorsam lernen Blindenführhunde, um ihren Halter vor Gefahren zu schützen. Dennoch: Die Verantwortung liegt immer beim Menschen. Er bestimmt den Weg und weist
den Vierbeiner entsprechend an.

Mensch und Tier bilden zusammen ein Gespann

Der Mensch hält über den stabilen Führbügel Kontakt zum Hund. So erkennt er frühzeitig Änderungen der Richtung und merkt sofort, wenn der Vierbeiner stehenbleibt. Die Hunde reagieren auf Sprachbefehle wie „such Ampel“, „nach Hause“ oder „zum Geschäft“. Die entsprechenden Ziele und Befehle sind vorher mit dem Trainer einzuüben. Ein Blindenführhund beherrscht meist über 70 Befehle. Allerdings ist es wichtig, diese regelmäßig zu trainieren. Denn nach zwei Jahren hat der Vierbeiner den Weg „zum Arzt“ vermutlich vergessen.

Hier einige Beispiele für Befehle, die die meisten Blindenführhunde neben „Sitz“, „Platz“ und Co. mit einem passenden Kommando ausführen können:

  • langsamer und schneller laufen
  • am rechten oder linken Straßenrand gehen
  • Sitzmöglichkeit anzeigen
  • Türen anzeigen
  • eine Ampel suchen – wann diese „grün“ anzeigt, kann er jedoch nicht erkennen
  • Briefkasten oder Bushaltestelle anzeigen

 

Kosten und Voraussetzungen für einen Blindenführhund

Ein professionell ausgebildeter Blindenführhund kostet locker so viel wie ein neuer Kleinwagen und ist ab 20.000 Euro aufwärts zu haben. Die gute Nachricht ist, dass in vielen europäischen Ländern, darunter Deutschland und Österreich, die Krankenkassen sich an den Kosten für den Vierbeiner beteiligen. Manchmal übernehmen sie sie sogar komplett. Denn wie ein Rollstuhl wird auch der ausgebildete Vierbeiner als „Hilfsmittel“ eingestuft.

„Allerdings ist ein Blindenhund nicht für jeden blinden Hundefreund geeignet. Das gemeinsame Training erfordert viel Zeit, das Führen Lernbereitschaft und Konsequenz seitens des Zweibeiners. Der Blindenhundehalter sollte seinem Vierbeiner soziale Kontakte zu anderen Hunden ermöglichen können“

Trägt der Hund kein Geschirr, kann er auch Unsinn im Kopf haben und versuchen, Essen vom Tisch zu stibitzen. Nicht jeder Sehbeeinträchtige kommt damit zurecht. Vor allem Hundeanfänger, die allein leben, könnten vor einigen ungeahnten Herausforderungen stehen. Außerdem erfordert das Halten eines Hundes eine gewisse Fitness und Mobilität als Grundvoraussetzung.

Arbeit und Spaß trennen

Ein Blindenhund ist einfach bewundernswert – und tierisch gut erzogen! Wenn Sie einen solchen Vierbeiner entdecken, streicheln Sie ihn nicht, ohne vorher seinen Besitzer um Erlaubnis zu fragen. Denn wenn die Hunde das Führgeschirr tragen, sind sie im Dienst. Dann sollen sie sich nicht von Menschen oder Tieren ablenken lassen und sich ganz auf ihre Aufgabe konzentrieren. Da dies für die Vierbeiner harte Arbeit ist, ist es sehr wichtig, Blindenführhunden viel Ausgleich zu ermöglichen. Das Toben mit anderen Hunden oder unbeschwerte Spiele genießen die Helfer genauso wie jeder Artgenosse. Blindenführhunde sollten nur eine begrenzte Zeit des Tages das Führgeschirr tragen, um zwischendurch entspannen zu können.

Schon im Mittelalter eine Stütze

Dass Hunde seit jeher eine Hilfe für blinde Menschen sein können, sehen wir an einem alten Zeitzeugnis: Eine Vorschrift aus Straßburg aus dem 15. Jahrhundert sieht vor, dass Bettler keine Hunde halten durften – es sei denn, sie waren blind und darum auf den Vierbeiner angewiesen. Erste Versuche, Hunde zum Helfer für Blinde auszubilden, fanden in Europa im Paris des 18. Jahrhunderts statt. Eine professionelle Ausbildung zum Blindenhund hat sich um 1900 etabliert. Seither hat sich viel getan – Blindenführhunde gehören in vielen Stadtbildern zum Alltag. Wie die übrigen Assistenzhunde dürfen sie ihren Menschen in den meisten westlichen Ländern auch an zahlreiche Orte begleiten, an denen sonst Hundeverbot herrscht. Beispielsweise in Lebensmittelgeschäfte oder Arztpraxen.

Sie suchen einen Blindenführhund?

Wer aufgrund einer Sehbehinderung einen Blindenhund sucht, wendet sich an Blindenführhundeschulen. Bei Fragen rund um das Beantragen oder das Leben mit Blindenführhund helfen außerdem Blindenverbände und Krankenkassen weiter. Auch manche Personen ohne Sehbehinderung haben Interesse an den perfekt ausgebildeten Tieren. Nur mit viel Glück ist es ihnen möglich, einen solchen zu finden.

Manche jungen Tiere bestehen die Ausbildung zum Blindenführhund nicht und suchen darum ein neues Zuhause. Für den durchschnittlichen Hundehalter ist dies jedoch kein Manko, denn in der Regel sind die Hunde top erzogen. Lediglich die hochkomplexen Aufgaben eines Blindenführers können sie nicht zuverlässig übernehmen. Selten suchen auch Blindenhunde, die aus Altersgründen aus dem „Dienst“ ausscheiden, ein neues Zuhause.

Denn ab einem Alter von acht Jahren reagieren manche Tiere gestresst oder erschöpft auf die Anforderungen des Arbeitsalltags. Die meisten von ihnen finden jedoch bei ihrem Halter oder in dessen engem Umfeld einen Altersruhesitz. Sollte dies nicht möglich sein, helfen Vereine für Blindenhunde bei der Vermittlung. Da diese Vierbeiner jedoch sehr beliebt sind, kann die Suche nach einem solchen Pensionär mit langen Wartezeiten verbunden sein.

2. Der Signalhund

Der Signalhund oder auch Gehörlosen-Begleithund ist ein sogenannter Rehabilitationshund und soll ausgefallene oder fehlende Sinnesfunktionen ersetzen. Signalhunde werden darauf trainiert, einen hörbehinderten Menschen auf Umweltgeräusche aufmerksam zu machen. Gehörlose haben es oft sehr schwer im Alltag, weil man ihnen ihre Behinderung nicht sofort ansieht. Aber auch für Gehörlose gibt es speziell ausgebildete Gehörlosen-Begleithunde, welche auf akustische Signale reagieren, die sogenannten Hearing Dogs oder Signalhunde.

Signalhunde übernehmen sozusagen das Hören für ihre Besitzer

Sie unterstützen ihren gehörlosen oder schwerhörigen Menschen im Alltag, indem sie ihn auf wichtige Geräusche aufmerksam machen wie die Türklingel, den Wecker oder das Telefon. Nimmt der Hund einen dieser Laute wahr, überprüft er die Geräuschquelle und alarmiert dann seinen Besitzer.

„Besonders schwierig ist der Gang durch den Straßenverkehr: Hier überlagern sich die unterschiedlichsten Geräuschquellen wie Autos, Menschen- oder Baustellenlärm. Der Signalhund kann Geräusche wie z.B. die „Fahrradklingel“ problemlos herausfiltern und seinen Besitzer vor der gefährlichen Situation warnen“

Ein ausgebildeter Signalhund ist für seinen Besitzer unersetzlich. Signalhunde helfen Menschen, die eine Beeinträchtigung des Hörvermögens haben, das tägliche Leben zu meistern. Signalhunde verändern das Leben eines gehörlosen oder stark schwerhörigen Erwachsenen oder Kindes auf vielen Ebenen. Gehörlosigkeit kann eine sehr isolierende und einsame Erkrankung sein.

Aufgaben eines Signalhundes

Die Aufgaben eines Signalhundes werden individuell auf die Bedürfnisse eines Betroffenen abgestimmt. Zu den Aufgaben eines Signalhundes gehören das Anzeigen der Türklingel, des Weckers, des Telefons, des Küchentimers, des Rauchmelders, Weinen des Babys oder der Kinder, Rufen des Namens und auf heruntergefallene Gegenstände aufmerksam machen. Bei Kindern lernt ein Signalhund zusätzlich Nachrichten von den Eltern zu dem Kind zu bringen.

Voraussetzungen für einen Signalhund
  • Sie sollten stark schwerhörig oder gehörlos sein und in Ihrem Alltag so eingeschränkt sein, dass Sie das Gefühl haben, dass Ihnen ein Signalhund helfen könnte. Falls Sie mit einem hörenden Partner oder Familienmitglied leben, sollte gegeben sein, dass der Signalhund trotzdem seine Arbeit verrichten kann.
  • Der Signalhund ist der einzige Hund im Haushalt, damit andere Hunde ihn nicht von
    seiner Arbeit ablenken. Andere Tiere, Katzen usw. im Haushalt stellen kein Problem dar.
  • Wenn der Signalhund für Ihr Kind ist, sollte Ihr Kind mindestens 6 Jahre alt sein.
 
Wissenschaftliche Studien zu Signalhunden
  • 1994 führte die Universität von Arkansas eine Studie durch, an der 550 Signalhundbesitzer teilnahmen. Alle Signalhundbesitzer berichteten von einer Verbesserung ihrer Lebenssituation in folgenden Bereichen: Bemerken der Geräusche, weniger Einsamkeit, weniger Depression, mehr Sicherheit, mehr Selbstbewusstsein, mehr soziale Kontakte und größere Unabhängigkeit.
  • 1995 führte die Universität Davis in den USA eine Studie mit 38 Signalhundbesitzern durch. 76% der Teilnehmer der Studie gaben an, dass sich ihr Verhältnis zu Nachbarn und Menschen in ihrem Umfeld durch den Signalhund verbessert hat.
  • 2003-2006: Die Organisation „Hearing Dogs for Deaf People“ in England führte von 2003 bis 2006 eine Studie durch mit 51 Signalhundbesitzern zu den sozialen und psychologischen Auswirkungen von Signalhunden. Laut der Studie besserten sich die Angstgefühle, sich nicht sicher zu Hause zu fühlen und Angst vor Autos, durch den Signalhund merklich. Auch für die soziale Isolation, die Abhängigkeit von anderen Menschen und Einsamkeit wurde eine deutliche Besserung durch den Signalhund festgestellt.
  • 2008 führte die gleiche Organisation eine Studie zu dem Nutzen von Signalhunden für gehörlose Kinder durch. Die Kinder der Studie waren zwischen sieben und 12 Jahren alt und erhielten einen Signalhund der Organisation. Die Studie zeigte durchweg extrem positive Auswirkungen eines Signalhundes auf Kinder. Die Sicherheitssorgen der Eltern verringerten sich drastisch. Die Kinder konnten seit dem Signalhund besser einschlafen, fanden leichter Kontakte zu Gleichaltrigen und verfügten über ein verbessertes Selbstbewusstsein. Die Kinder zeigten verbessertes Verhalten in der Schule und bessere Noten, verbessertes Sprachvermögen, eine verbesserte Akzeptanz gegenüber Hörhilfen und auch das Familienleben besserte sich.
  • 2008 führte das Baylor College in Texas eine Studie mit Signalhundbesitzern durch. Die Teilnehmer gaben an, dass sie seit sie den Signalhund haben, weniger auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen sind und sich das Verhältnis zu Freunden und Familie verbessert hat. Die größten Vorteile wurden in der Studie durch eine verbesserte Alltagsbewältigung durch das Anzeigen der Geräusche genannt.

 

Assistenzhunde im Detail
3. Der Servicehund

Servicehunde sind für sehbehinderte, auditiv, geistig und motorisch behinderte Menschen, die im täglichen Leben viele Hilfeleistungen verrichten. Ein solcher Begleiter bringt mehr Eigenständigkeit, emotionales Wohlbefinden und Lebensfreude. Er hilft, den schweren Alltag zu erleichtern, schlägt Brücken zu fremden Menschen und fördert die motorischen Fähigkeiten.

Alltagsunterstützung (Beispiele)
  • hebt heruntergefallene Gegenstände auf, wie z. B. Brille, Geld, Kugelschreiber, Schlüsselbund
  • hilft beim Ausziehen von Kleidung
  • öffnet und schließt Türen und Schubläden
  • betätigt den Lichtschalter
  • transportiert Gegenstände in Satteltaschen
  • holt das Telefon
  • bringt Sachen in den Mülleimer
  • drückt den Alarmknopf
  • hilft beim Be- und Entladen der Waschmaschine
  • berührt den gehörlosen Hundehalter, wenn z. B. das Baby weint und vieles mehr…

 

Die Ausbildung

ist eine Spezialausbildung, welche genau auf die Bedürfnisse des Menschen mit motorischen Einschränkungen zugeschnitten ist. Er wird nur für Menschen mit Handicap ausgebildet. Der Hund übernimmt dabei zahlreiche Aufgaben im Alltag. Beispiele: Auf Zuruf Gegenstände bringen, Hilfe holen, im Haushalt helfen (aufräumen), beim Ausziehen helfen, Licht einschalten, Schubladen und Türen öffnen, Packtasche beim Einkaufen tragen, Bedienelemente wir Fahrstuhlknopf oder Ampelknopf drücken, u.v.m. Die Anforderungen an den Hund können so unterschiedlich sein wie die Behinderung. Damit ermöglicht er Menschen mit Handicap ein selbständigeres Leben und mehr Unabhängigkeit.

Entscheidungskriterien
  • Sie sind motorisch eingeschränkt, dass Sie auf einen Rollstuhl angewiesen sind
  • Sie mögen Hunde
  • Sie sind trotz Behinderung in der Lage regelmäßig mit dem Hund „Gassi zu gehen“
  • Sie sind finanziell in der Lage Ihren Hund zu versorgen. (Futter, Tierarzt, Versicherung usw.)
  • Ihre Wohnung ist groß genug, möglichst mit Garten (oder nahe gelegenes Auslaufgebiet)
  • Ihr Hund bekommt ausreichende soziale Kontakte mit Artgenossen
  • Sie sollten sich zumindest um die Pflege und Grundversorgung kümmern können
  • Sie haben genügend Zeit sich um die Ausbildung zu kümmern
  • Es sind Personen vorhanden, die sich im Verhinderungsfall um Ihren Hund kümmern können

 

Umfang und Inhalt der Ausbildung

Dauer der Ausbildung: ca. 1,5 Jahre (je nach Intensität der Trainingseinheiten). Vor der Ausbildung ist ein klärendes Vorgespräch bei Ihnen zu Hause erforderlich.

Prüfungsrelevante Aufgaben
  • Der Hund wird in einem öffentlichen Gebäude an einem ruhigen Ort abgelegt. Der Hundeführer entfernt sich von seinem Hund. Dauerablage dieser Übung mindestens 5 Minuten. Während dieser Zeit ist es dem Hund nicht erlaubt aufzustehen oder Laut zu geben.
  • Der Hund bekommt vom Hundeführer ein anderes Signal z. Bsp. „Steh“.
  • Der Hund darf nichts Essbares vom Boden aufnehmen.
  • Der Hund darf nichts Essbares von Fremden annehmen. Ausnahme, die Freigabe des Hundeführers.
  • Futteraufnahme nur durch Signal des Hundeführers.
  • Handlungsunterbrechung durch Signal.
  • Der Hund soll sich der Geschwindigkeit des Hundeführers anpassen.
  • Wenn der Hundeführer vor dem Überqueren einer Straße stehen bleibt, setzt sich der Hund auf gleicher Höhe des Hundeführers hin.
  • Neutrales Verhalten bei auffälligen, ungewöhnlichen, entgegenkommenden Personen.
  • Neutrales Verhalten durch provozierende Artgenossen.
  • Durch Signal des Hundeführers, sofortige Spielunterbrechung mit Artgenossen.
  • Zuverlässiger Rückruf unter größtmöglicher Ablenkung
  • Der Hund muss die Grundsignale Sitz, Platz und Steh aus einer Entfernung von
    mind. 15 m einwandfrei ausführen. (einmalige Korrektur ist erlaubt)

 

Kosten

Die Ausbildungskosten betragen ca. 10.000 €. Die Kosten können je nach Aufgabenstellung abweichen

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