Samariterbund: Inflation und Knappheit machen Gebrauchtes wieder besonders begehrt

Secondhand-Geschäfte und Flohmärkte erleben gerade eine Renaissance. Die Leute rechnen immer mehr und aufgrund der gestiegenen Preise setzen immer mehr Menschen auf Sparen und auf Nachhaltigkeit.  Gebrauchtes ist gerade voll im Trend. In jedem Haushalt verstauben zahlreiche Waren im Schrank und Keller. Doch spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, für diese Dinge neue Besitzer zu finden. Egal ob es um ein neues Auto, einen neuen Laptop oder ein neues Outfit geht: Einkaufen macht heute oft keinen Spaß mehr. Denn steigende Preise und Lieferengpässe machen den Einkaufsbummel zur Herausforderung für Nerven und vor allem für die Geldbörse. Der Samariterbund hat diesbezüglich einige nachhaltige Tipps und Infos für Euch:

Das Regal voller Bücher – in den Kästen liegt lange nicht mehr getragenes Gewand, aber nach wie vor schick und in guter Qualität. Und im Keller stapeln sich Kisten mit DVDs, CDs und sonstigen Krimskrams – ob das vielleicht noch jemand braucht? Wegschmeißen kommt nicht in Frage, der Umwelt zuliebe und für den Mistkübel ist noch viel Nostalgie im Spiel. Doch vielleicht gibt es ja für das ein oder andere Kleid noch ein paar Euro. Die Idee, gebrauchte Dinge weiter zu verkaufen, gibt es schon ewig. Flohmärkte, Kleiderbörsen und Co. kennen auch ältere Generationen. Doch selten gab es so viele Möglichkeiten wie heute, Gebrauchtwaren loszuwerden – vor allem im Internet. Es gibt fast nichts, für das es nicht auch einen Wiederverkaufsmarkt gibt. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit nicht mehr Gebrauchtes an den Samariterbund zu spenden!

Der Secondhand-Einkauf ist salonfähig geworden

Die Menschen wünschen sich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Es schämt sich niemand mehr dafür – egal wie dick Die Geldbörse ist. Gleich drei Entwicklungen geben dem Secondhand-Handel derzeit Rückenwind: Preissteigerungen, Lieferschwierigkeiten und der Wunsch, nachhaltiger zu leben. Ich kann durch den Kauf gebrauchter Produkte in Zeiten hoher Inflation Geld sparen. Ich umgehe so die durch die weltweiten Logistikprobleme verursachten Lieferengpässe, denn die Produkte sind ja sofort verfügbar. Und ich handele nachhaltig, denn die Weiternutzung ist viel umweltschonender als der Kauf von Neuware.

Vor allem das Thema Sparen trifft einen Nerv

Viele wollen ihre Ausgaben aufgrund der Preissteigerungen verringern. Auswahl ist groß: Damen-, Männer-, Kinderkleidung, Spielzeug, Babyausstattung u.v.m. Derzeit laufen die Wintersachen besonders gut und Spielzeug und Kinderwagen sind ein Dauerrenner. Mehr als die Hälfte der Verbraucher*innen haben Angst, aufgrund der Preissteigerungen den Lebensstandard bald nicht mehr halten zu können. Gerade bei Elektronikprodukten wie Laptops oder Smartphones sind die Lieferengpässe bei Neuware die Nachfrage nach gebrauchten Produkten so hoch, dass gebrauchte Smartphones spürbar teurer wurden. Auch Gebrauchtwagen wurden um 25 Prozent teurer. Hauptursache dafür waren laut ÖAMTC die Lieferengpässe bei Neuwagen bedingt durch Produktionsausfälle infolge der Pandemie sowie die Knappheit an Mikrochips.

Muss es wirklich NEU sein?

Wer verantwortungsvoll konsumieren möchte, sollte sich vor jeder Anschaffung fragen: Muss es wirklich neu sein? Denn es gibt viele gute Gründe, warum es sich lohnt, Second Hand zu kaufen oder gebrauchte Dinge wieder zu verkaufen. Und: Es gibt überall Möglichkeiten für den Second-Hand-Kauf oder -Verkauf. Indem wir vor allem gebrauchte Waren erwerben, können wir Konsumgüter zu einem längeren Leben verhelfen. Gebraucht Gekauftes kostet außerdem weniger. Der Gebrauchtkauf vermeidet Müll und Massenproduktion. Muss man dabei Nachteile in Kauf nehmen? Selten, denn häufig ist die Qualität gebrauchter Produkte nicht schlechter als die von neuen Produkten.

Trend Second Hand

Seit den 90er Jahren wird Second-Hand unter dem Begriff „Vintage“ immer erfolgreicher – allerdings unter eher eigennützigen Motiven. Es gibt ein großes Spektrum an jungen Menschen, die keine Lust haben, alle gleich auszusehenDas Überangebot gerade an Kleidung ist weiterhin enorm. Es wird vor allem zu viel schlechte Neuware produziert. Ein billig produziertes T-Shirt für den Weiterverkauf aufzubereiten, ist schlicht zu teuer. Es könne höchstens ein Bewusstsein geschaffen werden, das auch bei den großen Herstellern zum Umdenken führe.

Wann lohnt der Second-Hand-Kauf?

Logischerweise sind gerade hochwertige, gut verarbeitete Produkte besonders langlebig und lassen sich immer wieder weitergeben. So kann man sich gebraucht oft Qualität leisten, die neu für viele zu teuer ist. Ein wenig neuwertiger Luxus darf dann doch sein. Designerkleidung, Massivholzmöbel, Marken-Fahrräder oder gebundene Bücher zum Beispiel bekommt man häufig Second Hand in einwandfreiem Zustand – zu einem Bruchteil des Neupreises. Online findet man auf Gebraucht-Kauf-Portalen vom gebrauchten Rasierer bis hin zum Luxus-Wohnmobil so ziemlich jedes Produkt, was man sich vorstellen kann. Und kann sie dann selbst wieder verkaufen oder verschenken, wenn man sie nicht mehr braucht.

Aus zweiter Hand kaufen schont Ressourcen und Klima

Es ist eigentlich ganz einfach: Je länger die Dinge genutzt werden, desto weniger wird weggeworfen und neu gekauft und desto weniger wachsen die Müllberge. Das ist ganz besonders dann wichtig, wenn es um Gegenstände geht, die problematisch in der Entsorgung sind, wie etwa Elektroschrott oder Kunststoff. Jedes Produkt verbraucht zur Herstellung Ressourcen: Energie, Wasser und Rohstoffe. Viele Ressourcen aber sind knapp oder nur unter großem Risiko nutzbar: Die Förderung von Erdöl zur Herstellung von Kunst- und Treibstoffen richtet beispielsweise weltweit Umweltschäden an. Der Abbau von Bodenschätzen wie Coltan oder Gold für die Produktion von Elektronik zerstört ganze Landschaften und finanziert bewaffnete Konflikte. Für den Anbau von Baumwolle werden Unmengen von Pestiziden eingesetzt und enorm viel Wasser verbraucht. Und die Verbrennung von Kohle zur Energiegewinnung verstärkt die Klimakrise. Durch bewusste Konsumentscheidungen können wir unseren Beitrag zu diesen Problemen reduzieren: Für ein gebrauchtes Produkt, das anstelle eines neuen gekauft wird, werden nicht extra Rohstoffe produziert und Ressourcen verbraucht.

Second Hand vor Ort kaufen

Flohmärkte sind oft eine großartige Gelegenheit, Schnäppchen zu machen und ungewöhnliche oder gar antike Stücke zu erstehen. Vielerorts gibt es auch Flohmärkte oder Second-Hand-Basare speziell für Kleider, Kindersachen, Skis, Fahrräder oder Bücher; oft organisieren die örtliche Rettungsorganisation, Feuerwehr oder andere Vereine solche Veranstaltungen. In der Regel werden Flohmärkte in Printmedien, auf Online-Stadtportalen und auf entsprechenden Facebookseiten angekündigt. In Zeitungen findet man auch weitere Gelegenheiten zum Gebraucht-Kauf. Und zwar sowohl in den Kleinanzeigen (online und offline) als auch in Ankündigungen für Garagenflohmärkte, Haushaltsauflösungen oder Versteigerungen.

SamLa – Waren von Menschen für Menschen

Der SamariterLaden (SamLa) sucht und bietet seit 2009 als engagiertes Sozialprojekt Waren des täglichen Bedarfs. Bei uns können sie Sachspenden abgeben bzw. in unserem vielfältigen Sortiment Produkte zu sozial verträglichen Preisen finden. Im Jahr 2009 startete der Samariterbund im Bezirk Purkersdorf ein Projekt der Solidarität. Gebrauchte Waren sollen zu erschwinglichen Preisen allen Menschen zur Verfügung gestellt werden. Diese Gegenstände kommen durch von uns durchgeführte Wohnungsräumungen, Sachspenden aus Firmen bzw. Privatbesitz oder Erbschaften in unseren Sozialmarkt. Damit soll einerseits ein Weg von einer schnelllebigen Wegwerfgesellschaft hin zur aktiven Wiederverwendung (Upcycling) gebrauchsfähiger Güter eingeschlagen werden. Andererseits möchte der SamariterLaden diese Nachhaltigkeit besonders sozial schlechter gestellten Mitmenschen anbieten, die in Zeiten wirtschaftlicher Krisen genau auf ihr enges Budget achten müssen. So bringen wir tägliche Gebrauchsgegenstände wie Möbel, Kleidung, Geschirr, Weißwaren, Bücher und vieles mehr wieder unter Menschen, denen ein sinnvoller Umgang mit Werten und Produkten bei einem stetig wechselnden Angebot wichtig ist. Der Reinerlös aus dem Verkauf dieser Objekte fließt wieder direkt in soziale Projekte unserer Region und darüber hinaus. So wird z.B. das ASB-Initiative „Stiftung fürs Leben“ unterstützt, um dafür zu sorgen, dass die medizinische Versorgung von Kindern keine Frage des Geldes ist.

Konsum ohne Konzerne

Mit dem Geld, das wir für ein neues Produkt ausgeben, unterstützen wir immer auch den Hersteller und Händler – inklusive deren Produktionsbedingungen und Geschäftspraktiken. Wer ständig neue Billigware niedriger Qualität kauft, trägt dazu bei, dass Ressourcenverschwendung und Ausbeutung als Geschäftsmodell erfolgreich sind. Natürlich kann und sollte man es beim Neukauf besser machen und sein Geld für langlebige, hochwertige Waren nachhaltiger Hersteller ausgeben. Gebrauchtkäufer*innen und -verkäufer*innen organisieren ihren Konsum selbstständig jenseits der Konzerne – und machen sich damit ein Stück weit unabhängig von deren Profitstreben.

Samariterbund-Tipp: „Ist das neu?“ – „Nein, Second Hand“

Wer gebraucht kauft und seinem Umfeld davon erzählt, kann vielleicht die eine oder andere Person dazu anregen, selbst weniger neu und mehr gebraucht zu kaufen und das eigene Konsumverhalten zu überdenken. Vermutlich ist vielen Menschen noch nicht klar, wie einfach man Second Hand online und vor Ort shoppen kann. Erzähl es ihnen! Noch scheint Neuheit in unserer Gesellschaft einen Wert an sich darzustellen. Aber: Je mehr Menschen Waren aus zweiter Hand kaufen und dazu stehen, desto mehr gesellschaftliche Akzeptanz wird diese nachhaltige Form des Konsums erlangen.

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Bild: pixabay – Danke